Zweiter Teil
das is der kleiner “jagian”, heiliger feuer das für unseen hausgott Ganesha angezündet wurde, es war die woche des Ganeshas, farbig, laut, tag und nacht sind mantras und sonstige neuere Musik gelaufen, guirlanden überall und viele hatten frei. bei uns gab es eine recht grosse puja. mehr dazu später.
So, da bin ich wieder. Das waren wieder Tage, ich sage euch, lustig, tragisch, rührend, nervig, wahnsinnig, aber im generellen doch angenehm. Heute hat uns der Buchhalter zur Verzweiflung gebracht, weil er bereits seit 2 Wochen jeden Termin absagt, mit dubiose Entschuldigungen. Jetzt ist es mir klar geworden, dass er seine Arbeit nicht gemacht hat und dass er sich nicht getraut hat vorstellig zu werden. Wir hatten heute um 11.00 abgemacht (dritter Versuch), um 12.00 ruft Diya ihn an und fragt wann das er gedenke zu kommen. Da meinte er, er könne nicht kommen weil er Durchfall habe… (tragisch). Daraufhin habe ich angerufen, ihn ziemlich durch die Leitung geschüttelt und ihm meine Meinung über die Unprofessionalität seines Benehmens gesagt (nervig). Davor hatte ich das Vergnügen einem meiner Mitarbeiter seinen Lohn um die Rechnung der Reparatur meines Töffs zu kürzen, weil er ihn während meiner Abwesenheit für persönliche Zwecke gebraucht hat und kaputtgefahren hat. Ich bin sonst nicht so, aber der Kerl hat bereits soviel Mist gebaut, dass es Zeit wurde ein Exempel zu statuieren Das ist sogar gut angekommen (Wahnsinn)! Nun, ich werde mir langsam doch eine Peitsche kaufen, wenn sie das gerne haben, kann ich vielleicht auch noch Vergnügen daran finden. Nee, das werde ich nicht, aber ich bin wieder so in Form, dass der Respekt deutlich gestiegen ist. Meine Absicht war, ihnen wieder klar zu machen, dass ich nach so langer Zeit nicht mehr akzeptiere, dass sie so viele Fehler machen, dass sie jetzt entweder die Richtigen für den Job sind oder eben nicht mehr. Sie merken auch, dass es mir gesundheitlich viel besser geht (das ist auch nicht zu übersehen).
Was „rührend“ ist, ist die Art wie die Menschen mich auf dem Markt, auf der Strasse, bis in entfernten Dörfern begegnen, wenn ich mit dem Töff unterwegs bin. Mit einer wunderbaren Herzlichkeit und oft auch Dankbarkeit dafür (nicht das ich das erwarten würde!), dass die Ärzte in unserer Praxis sie oder jemandem in der Familie geholfen haben. Das war nicht immer so und schon gar nicht so viele, die ihre Hände in Namaskar oder mit einen strahlenden Gesicht, den Kopf indisch schüttelnd mich grüssen, sogar bei Jugendlichen gibt es oft ein „good afternoon Sir„ zu hören. Ja, der Erfolg der Therapien in der Praxis hat sich weit herumgesprochen. Es sind jetzt über 200 Patienten jeden Sonntag, bis 240 sogar.
das ist ein älteres Bild, neue habe ich kaum, ausser von meinem handy, das ich nicht mehr auf mein kompi aufladen kann… Ich habe meine Kamera in Frankreich verloren und kann mir keine neue leisten 🙁
Wir müssen jetzt einen zweiten halben Tag einbauen und den Sonntag viel früher anfangen. Das ganze Team, 4 Ärzte, ein Pathologe, ein Apotheker, 2 bis 3 Helfer und Diya haben bis nach 8pm Abends gearbeitet und waren so erschöpft, dass es so nicht weitergehen kann. Wir haben uns bereits in der Schweiz Massnahmen überlegt, sie wurden mit den Ärzten auch andiskutiert und jetzt wird es langsam umgesetzt. Wir müssen 2 der 3 Räume erst mal umbauen, die Böden sind in so schlechtem Zustand, dass wir sie nicht reinigen können. Sie müssen neu gemacht werden, es braucht einen Trog und Wasseranschluss, Tische, Schränke. Ein Minimum an medizinischen Geräte müssen auch beschafft werden. Einen neuer Ort muss für die Apotheke organisiert werden. Wir brauche sooo viel Medizin und Öl (das wir uns das fast nicht mehr leisten können…!). Der Pathologe braucht einen besseren Platz und Material, um die vielen Krankheiten zu identifizieren. Wir haben definitiv ein Problem im Nachbardorf, wo bereits 8 Tuberkulose-Fälle befunden worden sind. Wir haben einen sehr guten Tuberkulose-Spezialisten in Puri gefunden, der diese Fälle genauer untersucht und bereits dreien bis anhin geholfen hat. Es sind langwierige und recht teure Untersuchungen nötig. Wenn die Patienten klar als TB-Patienten befunden worden sind, werden sie von Dr Behera persönlich dem Staat gemeldet und dieser übernimmt dann die Kosten. Und wir schauen, dass die Beamten es auch tun! Der Staat zahlt aber nicht für die Untersuchungen und Kosten bis zur Diagnose (tragisch). Diese Menschen könnten sich diese Kosten niemals leisten! Wir befürchten, dass es noch viel mehr Fälle in der Gegend gibt und der Staat hört das nicht gerne. Ich habe letztes Mal keine Bilder des Ansturms in unserer Klinik gemacht, weil ich in Bubaneshwar unterwegs war. Nächsten Sonntag bin ich aber dabei und werde es dokumentieren.
Was wunderbar ist, ist der Garten. Die viele verschiedenen Basilikums, die wir letzte Saison gepflanzt haben, haben sich überall versaamt und es spriest indischer, griechischer, italienischer und thailändischer Basilikum im ganzen Garten! Auch alles was wir vor unserer Abreise in die Erde gesetzt haben, ist dermassen gewachsen, dass es fast problematisch wird. Solange ich nur solche schönen Probleme habe, bin ich oberglücklich. Leider ist es eine Wunschvorstellung… Ja, sogar jeder Kern von Mangoes, Leechie, Samen von Tomaten und weiteres wachsen aus unseren Kompost und wir, vor allem Diya und der alte Gärtner haben bereits eine Zuchtstation angefangen.
Auf unserm Land war es für einmal ruhig, bis heute, besser gesagt bis übermorgen. Heute ist wieder mal Ganesha Puja, der Anfang einer langen Serie von Pujas. Nach Ganesha kommen alle Göttinnen: Kali, Durga, Lakshmi und dann das Fest der Lichter und der Ahnen, Divali, Ende Oktober. Es ist zwar jetzt wieder Zeit zu arbeiten, die Regensaison hat seit gestern aufgehört, aber es gibt dann dafür viele Breaks. Gut, nicht mehr so wie die 2 Monate Monsoon. Ihr wisst ja schon das jeder kleinste Regentropfen in Indien das Land lahmlegt… zum Glück haben die Santalis am Haus arbeiten können und auch die Maharanas, die Schreiner. Das Haus ist soooo schön geworden! Das habe ich bereits gesagt gehabt, aber heute morgen auf dem Land habe ich wieder gedacht, dass ich euch am liebsten alle hier hätte, um es euch zu zeigen. Es wird aber noch ein Jahr dauern, bis wir soweit sind. Herbst 2013, das ist unser Target und das ist realistisch.
Es gab gestern auch gute Nachrichten von unserer Bank. Nach bald 3 Jahren haben wir endlich das passende Konto bekommen! Jetzt können wir auch alle letzten Papiere anfordern, sodass die indische Stiftung so anerkannt wird, dass sie auch in Bern, in der Botschaft anerkannt wird. Das wird mir und der indischen Stiftung mehr Sicherheiten geben.
Diya hat seit 2 Wochen angefangen, Englisch zu unterrichten. 3 mal in der Woche, für unsere Mitarbeiter. Sie macht das grossartig und es kommt super an. Die Jungs machen Fortschritte und sind stolz auf ihre Lehrerin. Das ist recht lustig. Wenn sie in die Klasse tritt, sitzen alle bereits im Raum und stehen zusammen auf und grüssen unisono „Madame, Namaskar!“. Wenn sie nur auch dann, wenn sie arbeiten so folgen würden! Nun, das sind Wunschvorstellungen und wie sie so gerne sagen, „it is time taking Sir.“
Sie haben viele solcher Ausdrücke, sie sagen zum Beispiel für alles „already“, ohne zu wissen was es heisst. Das war in der morgigen Stunde von Diya drin, ihnen das klar zu machen, dass wir immer froh sind wenn es „already finished“ ist, aber dass es uns nicht freut, wenn es „already tomorrow maybe“ fertig wird.
Ich könnte viele Details hinzufügen, zu den Katstrophen der letzten 2 Wochen, aber ich erinnere mich nicht mehr gerne daran und muss bereits auf das nächste tief einatmen gefasst sein. Trotz allem sehen wir echte Besserungen und der Sprachkurs wird viel helfen einander besser zu verstehen. Danke Diya für deine grosse Hilfe, die Liebe, die du für diese verrückte Unternehmung zeigst …. und koche gerne weiterhin Spezialmenus für dich
Das war es wieder mal für heute. Dr.Dash ist im Anmarsch, mit 2 Stunden Verspätung zu unserem wöchentlichen Meeting…
Hab euch lieb und bewundere eure Geduld, ich freue mich aber ganz besonderes über euer Interesse.
Ich wünsche Euch einen guten Morgen und mir nun gute Nacht.