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Die neue Arbeitsgruppe in Shri Rama Chandra Pur

Apr 19 2016 Published by under Uncategorized

Und weiter gehts in Shri Rama Chandra Pur und auf alle andere Fronten, vielleicht habt ihr liebe Freunde gedacht ich sei verschwunden, so sieht es auf meinem Tagebuch aus… Es ist natürlich weit verfehlt. Seit etwas mehr als einem Jahr bin ich mit zwei meiner treusten Mitarbeiter neue Wege gegangen. Ich hole zuerst etwas auf, für die neue Leser und followers. Dipu, der jüngere der beiden ist mein Assistent. Er leitet die Schmuckproduktion, kümmerst sich liebevoll um die Besucher und ist zuständig für die 3 Häuser wo wir wohnen und arbeiten.

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Das eine kleine Haus in Bhubaneswar, Rolf, mein Lebenspartner sagt immer, das sei unsere Doppelgarage in der Hauptstadt 😉 von da aus arbeite ich meisten.

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Das zweite Haus ist der kleine 2 Zimmer Turm im Dorf Karamul, 4/5 Stunden nördlich von der Hauptstadt. Da liegt, wie viele bereits wissen die Produktion für den Schmuck. Ganz in der nähe vom Dorf Bhuban wo eine weitere Produktionsstätte von uns liegt.

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In diesem Dorf unterstützt Real Time Trust die Dorfschule finanziell.

In dieser Schule werden einige Waisenkinder gratis aufgenommen. Das sind vor allem Stammesangehörige Kinder die sonst keine Chance auf Weiterbildung hätten. Im ganzen übernachten um die 80 Kinder direkt in der Schule. So sind die Waisenkinder gut aufgehoben. Sie übernachten alle direkt auf dem Boden, auf dünnen Matten, in Unterrichtzimmer. Die Kinder welche Eltern haben sind meist aus armen Familien, sie können nur ab und zu nach Hause weil es praktischer, günstiger, oder zu weit weg ist. Alle bekommen eine tolle Ausbildung, eine ganze Schar von Lehrerinnen, Lehrer und Helfer kümmern sich mit viel Herz und Können um die Kinder.

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Ich besuche die Schule, den wunderbaren Schulleiter und seine Mitarbeiter so oft wie möglich. Seit ein Paar Monate ist durch den Bau einer Neuen Brücke der Weg um über eine Stunde kürzer geworden, trotzdem sind es fast 5 Stunden bis dahin. Die Schule umfasst um die 250 Schülerinnen und Schüler, alle Eltern müssen einen Beitrag bezahlen, die Waisen werden mit diesen betrag demokratisch unterstützt, es ist aber sehr bescheiden und die Schule ist immer in finanzieller Not. Unseren Beitrag geht an die Küche, so dass die Kinder wertvollere Mahlzeiten erhalten können.(Nur als Erinnerung, spenden ist immer noch auf unsere webseite möglich, www.realtimetrust.ch Rolf oder ich stehen gerne zur Beratung bereit.

 

Das dritte Haus ist das erste das wir belebt haben. Das Haus im Dorf Shri Rama Chandra Pur. Es ist das Grösste der drei Häuser und wurde mit viel Herzblut restauriert.

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Wer von euch Lust hat, kann gerne die letzten 8 Jahren zurücklesen und erfahren was alles von hier aus passiert ist…

Pintu, unseren toller Freund und erster Mitarbeiter ist zuständig für alle Aktivitäten von Real Time Trust in dieser Gegend.

Pintu

Zusammen haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie und was wir weiter aus diesem Haus für die Allgemeinheit machen könnten. Nach der Schliessung der Klinik im Erdgeschoss des Hauses wollten wir uns gut überlegen was nachhaltig eine Chance haben könnte. Als ich vor 8 Jahren in diesem Dorf ankam habe ich gesehen, dass es überall sehr viel Kokosfaser gibt das nicht genutzt wird. Schon damals habe ich gesagt , wir könnten doch probieren etwas mit diesen „Abfallprodukt“ zu machen. Pintu ist nach der Klinik immer wieder mit dieser Idee zu mir gekommen, ich wusste nur nicht was wir damit anfangen sollen, wie daraus Kapitalschlagen. So entstehen neue Herausforderungen und eben diese liebe ich ja so sehr! Pintu ist auch unseren Sozialarbeiter in der Gegen, er kümmert sich um die ärmsten und kennt persönlich jede Familie. Er ist mit jeder Siedlung und ihren Sitten in der Umgebung vertraut. Er ist in die Dörfer gegangen, hat sich erkundigt welche Frauen am dringendsten eine Arbeit brauchen. Arbeitende Frauen sind nicht immer gut angesehen in Orissa. Dazu im Haus einen Fremden arbeiten, noch dazu eine Arbeit machen das keiner kannte, Handwerk, Dekorative Objekte, das hat für Sie nicht viel Sinn ergeben. Das war nicht einfach aber die Not hat überhand genommen und die ersten 14 Frauen waren eine Woche später am Bord.

Zu erst musste ich das Handwerk selbst lernen, das Material erforschen und Produkte erschaffen. Zum glück hat Pintu eine Frau im Nachbardorf gefunden, die per Zufall vor Jahren in einem Staatlichen Programm gelernt hatte Objekte aus Kokosfaser zu machen, kleine Elefanten, Vogelnester, recht hässliche Lampenschirme und Schildköten. Es waren alles sehr einfache Sachen, für den Lokalmarkt gedacht. Es gab darin nur ansatzweise Elemente die mich inspiriert haben, ich fand vor allem alles extrem hässlich. Was Pintu und ich erkannt haben ist das diese Frau recht kreativ ist und das sie uns eine gute Hilfe sein würde. Sunita, so ihren Name, ist jetzt die Lehrerin der Gruppe und ich mache alle Samples mit ihr zusammen. Sie ist total aufgeblüht und verdient jetzt einen sehr guten Lohn.

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Ich musste vor allem das Design und die Feinarbeit in die Hände nehmen und viele Lösungen finden. Ausser Kokosfaser findet sich hier nichts, kein feines Garn, kein Verzierungsmaterial nicht mal nadeln!

Die ersten 14 Frauen die mitgemacht haben mussten von Null auf angelernt werden. Das war für viele eine schwierige Sache. Anfangs hatte ich immer wieder das Gefühl in einen wildgewordenen Hühnerstall zu arbeiten! Die waren laut und fast unmöglich zu koordinieren! Die Frauen kommen aus verschiedenen Dörfer und aus verschiedenen Kasten. Sie hatten noch nie in einer Gruppe gearbeitet. Ein Paar kommen aus bis zu 12 Kilometer Entfernung mit dem Fahrrad und wir müssen sicher gehen, dass Sie gut nach Hause kommen. Die Brahmanischen Frauen wollten nicht mit den Anderen im selben Raum arbeiten, Sie wollten nicht aus den selben Utensilien trinken oder essen und so weiter. Das hat der Pintu von sich aus sofort unterbunden. Er hat ihnen erklärt „in dieses Haus existieren keine Kasten, dass aber alle frei seien wieder zu gehen falls Sie damit ein Problem hätten. Hier in diesem Haus wird miteinander gearbeitet und geteilt. Auch er als Brahmane mache die Küche und die anstehende Arbeit, was immer das sei. Er würde gerne sogar den dem täglichen Chai für Sie kochen. Das Haus sei eine Kulturaustausch Plattform, hier sei es ein neutraler Ort wo wir von einander lernen, für einander schauen und miteinander arbeiten”

Das war echt schön dass von ihm zu hören! Ich war sehr berührt. Diese Werte hat er mit der Zeit mit uns erlebt und schätzen gelernt und es von sich aus weitergegeben. Mittlerweile sind es 35 Frauen die in die Lehre gegangen sind. Alle sind sehr glücklich miteinander zu arbeiten, die verschiedenen Kasten sind durchgemischt, jede hilft und hört den anderen zu. Sie haben gemerkt, dass Sie so verschieden nicht sind…

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Das ist ziemlich sicher die erste Gruppe gemischter Kasten die in dieser Gegend zusammen arbeitet. Jetzt sind sie auch leise und ordentlich, Sie geniessen offensichtlich diese paar Stunden Zusammenarbeit und Zusammensein.

Vor ein Par Monate konnten wir die erste Kollektion herausbringen. Nach vielen versuchen habe ich mich für eine Weihnachtskollektion entschieden. Wir haben die ersten 6 Monate Weihnachtsbäume gemacht bis einer perfekt wurde. Danach ist eine Kollektion farbiger Kugeln dazu gekommen.

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Bis die ersten Einzelteile der Bäume perfekt waren ging es genau 6 Monate! Bloss um etwas zusammengelegtem Kokosfaser geradeaus mit Garn zu wickeln!

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Nach 3 Monate waren viele von Ihnen nicht im Stande diese einfachste Teile gut genug zu machen, bis ich mich näher erkundigen musste, wie diese geistig da standen. Ein Paar haben leichte Behinderungen und brauchen ein wenig länger. Pintu meinte aber das es an dem allein nicht liegen könnte. Beim genauer hinsehen habe ich realisiert das ein drittel dieser Frauen einfach Augenprobleme hatten!

Eine Woche später haben Pintu und ich alle in 3 Rickshas nach Bhubaneswar gebracht, wo Sie Untersuchungen beim Augenarzt und Rezepte für Brillen erhalten haben. Ein Paar waren beinahe blind! Wir mussten ein und dasselbe Gestell in unterschiedlichen Farben kaufen, damit es keine Eifersucht gibt, passend zu jeden und dafür das sie sie nicht verwechseln… ;))

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Solche Sachen waren an der Tagesordnung weil man sich nicht beklagt, als Frau schon gar nicht. Sowieso, keine hätte sich jeh solch eine Brille leisten können. Wen etwas nicht gut ist mussten wir es aus ihnen herausfinden. Wen es um intimere Sachen geht muss der Pintu jonglieren bis Sie davon reden.                    Mittlerweile sind alle viel offener und reden mehr über ihre Probleme. Wir kennen langsam alle sehr gut und die Stimmung am Arbeitsplatz ist wunderbar, es ist ordentlicher und nicht mehr so laut und chaotisch wie am Anfang.

Das erste Jahr haben die Frauen, die alle maximal 5 Stunden pro Tag arbeiten einen Einstiegslohn erhalten der dem Lokalen Markt für solche Arbeit entspricht. Die ersten besten Mitarbeiterinnen haben sich bereits zur Gruppe Leiterinnen hochgearbeitet und haben bessere Löhne. Unserem Ziel ist es das alle deutlich mehr verdienen können. Alle werden von uns sonst noch unterstützt, alle haben Probleme und gehören zu den Benachteiligten dieser Gegen. Wir suchen Lösungen wo es geht und arbeiten miteinander an einer besseren Zukunft. Wir übernehmen zum Beispiel die anstehenden Kosten für Gesundheit, Arzt und andere Notfälle wie die Strohdächer der Häuser der Ärmsten von ihnen vor der Regenzeit zu reparieren. Wir klären eine ordentliche Krankenkasse/Versicherung für jeden Mitarbeiter ab (nicht so einfach wie es tönt). Wir hören zu und Die Frauen haben zum ersten Mal eine Möglichkeit in der Gruppe über sich und ihre Schwierigkeiten zu reden. Die Gruppe ermöglicht Interaktionen die alle sehr viel weiter bringen. Wir haben Grosse Pläne und viele Ideen wie diese Gruppe selbstständig werden könnte. Wir bleiben ganz sicher dran.

Liebe Freunde, ich verspreche immer wieder kurze Texte und Bilder, a la WhatsApp, Instagram, Facebook and co zu machen, hab mich überall hin angemeldet aber ich bin noch nicht soweit 😉 sorry. Hab Euch lieb, vor allem die wenige die es bis dahin geschafft haben! Meldet Euch, ich lade Euch zum Café ein 😉

 

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